„Der Teufel hat den Schnaps gemacht“, sang dereinst Udo Jürgens. Ganz ohne Zweifel muss der Höllenfürst das radikal Böse darstellen, wenn er die Menschheit mit einer so grässlichen Plage, die bisweilen sogar wackere Epigonen des Sokrates heimsuchen kann, bestraft. Immanuel Kant verwendet den Terminus des „radikal Bösen“ in seiner Religionsschrift. Das radikal Böse jedoch, zu welchem der Mensch durchaus fähig ist, macht ihn nach Kant keineswegs zu einem Teufel. Kant ist der Auffassung, dass der menschliche Wille aus Prinzip niemals zu einem teuflischen Bösen fähig sei. Offenkundig wäre eine Person nur dann ein(e) teuflische(r) Bösewicht(in) wenn sie sich in ihrer Grundmaxime von der Anerkennung des Sittengesetzes lösen könnte – und durchgängig den Forderungen des Sittengesetzes widersprechende Taten beginge. Doch dies allein reichte in den Augen Kants noch nicht aus, um als potentielle(r) Unterteufel/in gelten zu dürfen. Denn für Kant benötigt jedes Handeln noch ein subjektives Motiv, eine „Triebfeder“. Die gesetzwidrigen Taten wären nur dann wirklich satanisch böse, wenn sie ausschließlich deshalb vollzogen würden, weil sie den Forderungen des Sittengesetzes widersprechen. Ein anderes weiteres Motiv darf nicht hinzutreten. Sobald eine Handlung auch nur aufgrund einer winzigen Prise puren Eigennutzes gesetzwidrig ist, würde sie nicht mehr ausschließlich umwillen ihrer Gesetzwidrigkeit vollzogen werden und wäre deshalb auch nicht teuflisch böse. Kant ist nun weder der Ansicht, dass der Mensch sich von der Anerkennung des Sittengesetzes lösen könne, noch glaubt er, dass der Mensch zu dem beschriebenen „teuflischen Motiv“ fähig sei. Vielmehr behauptet er, dass kein Mensch handeln könne, ohne in seiner Maxime die Geltung des Sittengesetzes anerkannt zu haben und zugleich diese Geltung auch zu wollen. Seit Reinholds Zeiten wird diese Konzeption als Problem für Kants Autonomiebegriff angesehen. Muss nämlich in jeder Maxime das Sittengesetz anerkannt und letztlich auch Motiv sein, ergibt sich schnell die Frage: Wie ist die autonome böse Tat überhaupt möglich? Insbesondere auf diese quälende Frage versucht das Hauptseminar eine Antwort zu finden. Denn vielleicht haben wir den Schnaps ja auch selbst gemacht.
Die Veranstaltung findet jede Woche statt.
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Diese Veranstaltung hat Master-Niveau
Angeboten auf:
deutsch.
Prüfungsnummer |
Prüfungstyp |
Bereich |
Zeitraum |
52680 |
Essay |
Philosophie der Religion, Kultur und Technik (Essay Religion) |
Zweiter Zeitraum |
52650 |
Referat |
Philosophie der Religion, Kultur und Technik (Referat Religion) |
Erster Zeitraum |
52410 |
Essay |
Praktische Philosophie (Seminar/Essay) |
Zweiter Zeitraum |
52430 |
Klausur |
Praktische Philosophie (Vorlesung) |
Zweiter Zeitraum |
— |
Prüfungsleistung in zugehöriger Veranstaltung |
Praktische Philosophie (Tutorium) |
Erster Zeitraum |
52420 |
Referat |
Praktische Philosophie (Seminar/Referat) |
Erster Zeitraum |
76940 |
Essay |
Themen der Philosophie (Essay) |
Zweiter Zeitraum |
76920 |
Referat |
Themen der Philosophie (Referat) |
Erster Zeitraum |
76930 |
Seminararbeit |
Themen der Philosophie (Seminararbeit) |
Zweiter Zeitraum |